Freitag, 16. Januar 2015
9. Blogpost - Kulturindustrie II
hannahleinung, 13:59h
Kulturindustrie- auf ein Neues.
In meinem letzten Blogpost habe ich mich ja bereits mit dem Aufsatz von Horkheimer und Adorno beschäftigt und möchte in diesem Post einige Gedanken wiederaufnehmen, andere jedoch verwerfen und einzelne Informationen ergänzen.
Ich revidiere meine Aussage, dass es sich bei der Kulturindustrie um ein altes Modell handelt. Denn während dem Besprechen des Textes und anhand der Beispiele ist mir bewusst geworden, dass wir immer noch Marionetten dieser Industrie sind. Uns werden in Filmen, Büchern, aber auch im Fernsehen immer wieder die gleichen Sachen in neuer Form gezeigt, die einem gewissen Raster zu Grunde liegen und eine immer wiederkehrende Struktur aufweisen (zum Beispiel findet man diese bei den 0815-Hollywood-Filmen, in denen quasi immer dieselbe Geschichte dargestellt wird, jedoch verschleiert, indem andere Schauspieler eingesetzt werden). „Jeder Film ist die Vorschau auf den nächsten, […]“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 172)- es wird immer wieder das Gleiche dargestellt.
Und wir sind begeistert!
Schauen uns solche Filme an und träumen uns manches Mal in diese Welten hinein, vergessen nachzudenken und flüchten in eine Scheinwelt, in der dem Alltag entgehen wollen, ihn jedoch irgendwie wiederfinden. Denn in solchen Filmen werden bestimmte Verhaltensweisen oder Sequenzen gezeigt, die uns das Nachdenken verlernen lassen und uns das zeigen, was uns in der Realität erwartet.
Und die Kulturindustrie gewinnt!
Denn aufgrund solcher Filme und der augenscheinlichen Flucht aus dem Alltag lehnen wir uns zurück, schauen die Filme an und denken nicht mehr nach, denn wir wollen in unserer Freizeit unterhalten werden und uns keine Gedanken über dies und das machen, was nur Anstrengung kosten würde. Die Kulturindustrie gewinnt- die Menschen werden so Objekten, die das Denken vergessen und verlernen!
„Donald Duck in den Cartoons wie die Unglücklichen in der Realität erhalten ihre Prügel, damit die Zuschauer sich an die eigenen gewöhnen.“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 147).
Dieses Zitat finde ich sehr passend, denn es wird deutlich, dass wir das, was wir tagtäglich in den Medien sehen, als selbstverständlich ansehen sollen.
Ein aktuelles Beispiel stellt der NSA-Abhör-Skandal dar. Doch welch Überraschung- die Empörung über eine solche Verletzung der Privatsphäre ist gar nicht mal so groß gewesen, wie man hätte erwarten können. Dies liegt daran, dass die Menschen bereits an das Abhören gewöhnt sind, denn in so manchen Gangster- oder Actionfilmen werden Abhörtricks eingesetzt, sodass wir sie für selbstverständlich nehmen und keine großen Augen machen, wenn uns dies in der Realität selbst passiert.
Und genau das will die Kulturindustrie erreichen. Sie vermittelt ihre eigene Ideologie anhand der Medien wie zum Beispiel Film, Rundfunk und Fernsehen. Die Menschen sind ja zu kritiklosen Objekten geworden, die alles in sich aufzunehmen scheinen, jedoch nichts aus ihnen herauskommt. Dies hört sich vielleicht etwas plump an, jedoch ist es so. Die Menschen sind wie ein Schwamm, der nicht ausgewrungen wird.
Wichtig finde ich zu nennen, dass die Menschen durch die Manipulation ihre Individualität verlieren und diese sich in Identität umwandelt. Es wird ihnen vorgespielt sie seien in ihren Wahlmöglichkeiten frei, jedoch nur in ihren jeweiligen Klassen, denen sie zugeordnet werden. Die Menschen werden zu Objekten und Konsumenten ohne jeden individuellen Status. (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 131)
Den Menschen wird das Bild vermittelt sie müssten ein Teil des Systems sein, denn nur so seien sie Teil der Masse und nur so hätten sie die Möglichkeit zu „überleben“. „Die formale Freiheit eines jeden ist garantiert“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 158), aber nur dann, wenn er sich in das Konstrukt der Kulturindustrie einfügt und die Regeln dieser befolgt. Befolgt jemand die Regeln und Gesetze nicht, so wird man als ein „Fremdling“ angesehen und dementsprechend ausgeschlossen (vgl. Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 141). Heutzutage ist es kaum vorstellbar von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, denn man ist von Anfang an in verschiedenen Bereichen eingeschlossen, wie zum Beispiel im „System von Kirchen, Klubs, Berufsvereinen und sonstigen Beziehungen“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 158). Solche Instanzen sind von Anbeginn da und verhindern, dass die Menschen frei und individuell sind.
Ein aktuelles Beispiel bildet das soziale Netzwerk Facebook, in dem fast jeder registriert ist, der sich im Internet und auf solchen Foren bewegt. Facebook bildet quasi eine eigene Welt und wer nicht registriert ist, ist eben nicht Teil dieser Welt- ist ein Außenseiter, der nichts mitbekommt, wird beispielsweise nicht zu Partys oder sonstigen Events eingeladen. Wer dem Mainstream nicht folgt, der bleibt einsam zurück, doch die Kulturindustrie vermittelt den Eindruck als sei er es selbst schuld.
Der letzte Gedanke den ich ansprechen möchte ist der Aspekt der „Reklame“. Diese galt früher als Orientierungshilfe und Information für die Menschen, ebenso half sie neuen Produkten sich zu etablieren. Horkheimer und Adornos Aussage welche Funktion die Reklame zu ihrer Zeit (also 1943) hatte, ist identisch mit der heutigen. Reklame dient „bloß […] der Schaustellung der individuellen Macht […]“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 171) der Konzerne. Wer Geld hat, kann sich solche Reklame leisten und ist im System fest eingeschlossen. Wer jedoch keine hohen finanziellen Mittel zur Verfügung hat, wird gar nicht erst die Möglichkeit haben in der Welt der Reklame mitspielen zu können, denn ohne Geld wird er erst gar nicht aufgenommen. Geld als Machtinstrument- so kommt es dass lediglich die großen Unternehmen in der Werbewelt wiederzufinden sind: Coca Cola und Milka, jedoch aber nicht Pepsi oder Alpenmilch in der Werbung zu sehen sind. Reklame bedeutet auch, sein Prestige zu festigen und zu steigern.
So, um das alles zusammenfassen: Es handelt sich keineswegs um ein altes Modell, wie ich in meinem ersten Blog über dieses Thema angenommen habe. Das System der Kulturindustrie ist fest in unserer Gesellschaft verankert und beeinflusst das Handeln der Menschen. Denn diese werden unbewusst gelenkt und manipuliert. Ich finde es erstaunlich, welche Gedanken die beiden Autoren 1943 aufgeschrieben haben, die in der heutigen Zeit genau zu treffen.
Literaturverzeichnis:
Horkheimer, Max und Adorno, Theodor W. (2008 [1947]): "Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug". In: Dies.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt a.M., S. 128-176.
In meinem letzten Blogpost habe ich mich ja bereits mit dem Aufsatz von Horkheimer und Adorno beschäftigt und möchte in diesem Post einige Gedanken wiederaufnehmen, andere jedoch verwerfen und einzelne Informationen ergänzen.
Ich revidiere meine Aussage, dass es sich bei der Kulturindustrie um ein altes Modell handelt. Denn während dem Besprechen des Textes und anhand der Beispiele ist mir bewusst geworden, dass wir immer noch Marionetten dieser Industrie sind. Uns werden in Filmen, Büchern, aber auch im Fernsehen immer wieder die gleichen Sachen in neuer Form gezeigt, die einem gewissen Raster zu Grunde liegen und eine immer wiederkehrende Struktur aufweisen (zum Beispiel findet man diese bei den 0815-Hollywood-Filmen, in denen quasi immer dieselbe Geschichte dargestellt wird, jedoch verschleiert, indem andere Schauspieler eingesetzt werden). „Jeder Film ist die Vorschau auf den nächsten, […]“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 172)- es wird immer wieder das Gleiche dargestellt.
Und wir sind begeistert!
Schauen uns solche Filme an und träumen uns manches Mal in diese Welten hinein, vergessen nachzudenken und flüchten in eine Scheinwelt, in der dem Alltag entgehen wollen, ihn jedoch irgendwie wiederfinden. Denn in solchen Filmen werden bestimmte Verhaltensweisen oder Sequenzen gezeigt, die uns das Nachdenken verlernen lassen und uns das zeigen, was uns in der Realität erwartet.
Und die Kulturindustrie gewinnt!
Denn aufgrund solcher Filme und der augenscheinlichen Flucht aus dem Alltag lehnen wir uns zurück, schauen die Filme an und denken nicht mehr nach, denn wir wollen in unserer Freizeit unterhalten werden und uns keine Gedanken über dies und das machen, was nur Anstrengung kosten würde. Die Kulturindustrie gewinnt- die Menschen werden so Objekten, die das Denken vergessen und verlernen!
„Donald Duck in den Cartoons wie die Unglücklichen in der Realität erhalten ihre Prügel, damit die Zuschauer sich an die eigenen gewöhnen.“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 147).
Dieses Zitat finde ich sehr passend, denn es wird deutlich, dass wir das, was wir tagtäglich in den Medien sehen, als selbstverständlich ansehen sollen.
Ein aktuelles Beispiel stellt der NSA-Abhör-Skandal dar. Doch welch Überraschung- die Empörung über eine solche Verletzung der Privatsphäre ist gar nicht mal so groß gewesen, wie man hätte erwarten können. Dies liegt daran, dass die Menschen bereits an das Abhören gewöhnt sind, denn in so manchen Gangster- oder Actionfilmen werden Abhörtricks eingesetzt, sodass wir sie für selbstverständlich nehmen und keine großen Augen machen, wenn uns dies in der Realität selbst passiert.
Und genau das will die Kulturindustrie erreichen. Sie vermittelt ihre eigene Ideologie anhand der Medien wie zum Beispiel Film, Rundfunk und Fernsehen. Die Menschen sind ja zu kritiklosen Objekten geworden, die alles in sich aufzunehmen scheinen, jedoch nichts aus ihnen herauskommt. Dies hört sich vielleicht etwas plump an, jedoch ist es so. Die Menschen sind wie ein Schwamm, der nicht ausgewrungen wird.
Wichtig finde ich zu nennen, dass die Menschen durch die Manipulation ihre Individualität verlieren und diese sich in Identität umwandelt. Es wird ihnen vorgespielt sie seien in ihren Wahlmöglichkeiten frei, jedoch nur in ihren jeweiligen Klassen, denen sie zugeordnet werden. Die Menschen werden zu Objekten und Konsumenten ohne jeden individuellen Status. (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 131)
Den Menschen wird das Bild vermittelt sie müssten ein Teil des Systems sein, denn nur so seien sie Teil der Masse und nur so hätten sie die Möglichkeit zu „überleben“. „Die formale Freiheit eines jeden ist garantiert“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 158), aber nur dann, wenn er sich in das Konstrukt der Kulturindustrie einfügt und die Regeln dieser befolgt. Befolgt jemand die Regeln und Gesetze nicht, so wird man als ein „Fremdling“ angesehen und dementsprechend ausgeschlossen (vgl. Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 141). Heutzutage ist es kaum vorstellbar von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, denn man ist von Anfang an in verschiedenen Bereichen eingeschlossen, wie zum Beispiel im „System von Kirchen, Klubs, Berufsvereinen und sonstigen Beziehungen“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 158). Solche Instanzen sind von Anbeginn da und verhindern, dass die Menschen frei und individuell sind.
Ein aktuelles Beispiel bildet das soziale Netzwerk Facebook, in dem fast jeder registriert ist, der sich im Internet und auf solchen Foren bewegt. Facebook bildet quasi eine eigene Welt und wer nicht registriert ist, ist eben nicht Teil dieser Welt- ist ein Außenseiter, der nichts mitbekommt, wird beispielsweise nicht zu Partys oder sonstigen Events eingeladen. Wer dem Mainstream nicht folgt, der bleibt einsam zurück, doch die Kulturindustrie vermittelt den Eindruck als sei er es selbst schuld.
Der letzte Gedanke den ich ansprechen möchte ist der Aspekt der „Reklame“. Diese galt früher als Orientierungshilfe und Information für die Menschen, ebenso half sie neuen Produkten sich zu etablieren. Horkheimer und Adornos Aussage welche Funktion die Reklame zu ihrer Zeit (also 1943) hatte, ist identisch mit der heutigen. Reklame dient „bloß […] der Schaustellung der individuellen Macht […]“ (Horkheimer, Adorno 2008 [1947]: 171) der Konzerne. Wer Geld hat, kann sich solche Reklame leisten und ist im System fest eingeschlossen. Wer jedoch keine hohen finanziellen Mittel zur Verfügung hat, wird gar nicht erst die Möglichkeit haben in der Welt der Reklame mitspielen zu können, denn ohne Geld wird er erst gar nicht aufgenommen. Geld als Machtinstrument- so kommt es dass lediglich die großen Unternehmen in der Werbewelt wiederzufinden sind: Coca Cola und Milka, jedoch aber nicht Pepsi oder Alpenmilch in der Werbung zu sehen sind. Reklame bedeutet auch, sein Prestige zu festigen und zu steigern.
So, um das alles zusammenfassen: Es handelt sich keineswegs um ein altes Modell, wie ich in meinem ersten Blog über dieses Thema angenommen habe. Das System der Kulturindustrie ist fest in unserer Gesellschaft verankert und beeinflusst das Handeln der Menschen. Denn diese werden unbewusst gelenkt und manipuliert. Ich finde es erstaunlich, welche Gedanken die beiden Autoren 1943 aufgeschrieben haben, die in der heutigen Zeit genau zu treffen.
Literaturverzeichnis:
Horkheimer, Max und Adorno, Theodor W. (2008 [1947]): "Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug". In: Dies.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt a.M., S. 128-176.
... comment